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High-Tech-Außenlabor Campus Klein-Altendorf

High-Tech-Außenlabor mit Grasdach

Klein-Altendorf wird zum Campus für landwirtschaftliche Forschung



Im Gebiet Klein-Altendorf zwischen Meckenheim und Bonn wurden auf dem Gelände der ehemaligen Gutswirtschaft sowie der Obstversuchsanlage in kurzer Zeit mehrere Lehr- und Forschungsstationen zusammengelegt. Ziel ist ein Campus mit modernster Infrastruktur. Geschäftsführer der Außenlabore Agrar, Geodäsie und Ernährung der Landwirtschaftlichen Fakultät ist Prof. Dr. Ralf Pude. Für ihn und sein Team sind nicht nur laufende Forschungsarbeit, Lehre und Verwaltung angesagt, sondern auch planen, Probleme lösen und selbst anpacken. Noch muss mit einigen Provisorien gearbeitet werden, aber es gilt schon jetzt: Der Campus Klein-Altendorf steht allen Bereichen der Universität offen – und Querdenken ist gefragt.


Im Büro von Prof. Dr. Ralf Pude im historischen Haupthaus von Klein-Altendorf hängen die Wände voller Pläne und Konstruktionszeichnungen. „In der letzten Zeit bin ich zum Baumenschen mutiert und musste viel über Vorschriften lernen“, Miscanthusschmunzelt er. Er ist nicht nur Geschäftsführer der Außenlabore, sondern er leitet auch den neuen Forschungsbereich Nachwachsende Rohstoffe.
Gerade hatte er eine Besprechung mit den Betriebsleitern für Ackerbau Bernd Bünten und Gartenbau Karl-Josef Wiesel. Sie arbeiten erst seit kurzem im Team zusammen, als Kollegen in der Fakultät kennen sie sich aber schon lange. Denn Prof. Dr. Pude ist ein landwirtschaftliches „Gewächs“ der Universität Bonn: Er hat hier studiert, seine Diplomarbeit, Dissertation und Habilitation hier verfasst, in ganz verschiedenen Instituten gearbeitet und viele Kontakte geknüpft. Das hilft dabei, verschiedene Bereiche der Fakultät enger zusammen zu bringen, um gemeinsam an Projekten zu arbeiten. „Aber wir sind offen für alle“, betont der Geschäftsführer. „Warum sollten zum Beispiel die Fußballroboter der Informatiker nicht Äpfel pflücken lernen? Und zu ethischen Fragen wie der Nutzung von Nahrungspflanzen als Energiestoffe könnten sicher die Geisteswissenschaften beitragen.“   
Wie ernähren wir uns in der Zukunft? Mit welchen Züchtungen und Anbaumethoden produziert man gesunde Lebensmittel? Welche nachwachsenden Rohstoffe lassen sich vielseitig einsetzen? Die Landwirtschaftliche Fakultät der Universität Bonn ist die einzige in NRW – und eine Plattform für bundesweit wie international sichtbare Projekte. Bisher betrieb sie Grundlagenforschung an mehreren Lehr- und Forschungsstationen rund um Bonn. Nach einer gutachterlichen Standortprüfung und einem städtebaulichen Wettbewerb war klar: Ideal für einen Ausbau zum gemeinsamen Campus für alle Bereiche ist Klein-Altendorf in einer ausgesprochen landwirtschaftlich geprägten Region.
Forschungsaktivitäten aus der dichter besiedelten Region Wesseling wurden in den letzten drei Jahren bereits dorthin verlagert. Ende 2009 kamen solche aus Poppelsdorf hinzu. Langfristig sollen den vielfältigen Bereichen der Pflanzen- und Gartenbauwissenschaften sowie der Betriebswirtschaft auch die Tierwissenschaften nach Klein-Altendorf folgen. Für den Aus- und Umbau sind 11,6 Millionen Euro aus dem Hochschulmodernisierungspakt NRW vorgesehen.

Vom Rittergut zum Forschungscampus


Klein-Altendorf hat Geschichte: Schon im 10. Jahrhundert urkundlich erwähnt, war die Hofanlage später erzbischöflicher Besitz, Rittergut, dann Staatsdomäne. Das heute als Verwaltung genutzte Hauptgebäude stammt von 1894. Noch stehen die Landmaschinen im Hof nur unter einem Vordach, unter konventionellen auch von den GutshausForschern selbst gebaute Versuchs- und Spezialgeräte. In ehemaligen Ställen sind Versuchsanordnungen und Werkstätten untergebracht.

Durch die Zusammenlegung von Standorten fielen Gebäudeflächen und damit Mietzahlungen auch für ungenutzte Bereiche an den Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW weg. Seid Sommer 2010 geht es mit bedarfsgerechten Um- und Neubauten richtig voran. Ob Maschinenhalle, Werkstatt oder Versuchstechnik: Entstehen werden keine Klötze, sondern unter anderem Gebäude mit geschwungenen, grasbewachsenen Dächern, die sich in die Landschaft einfügen. Die Gewächshäuser haben „intelligente“ Glas- und Foliendächer, die unterschiedliche Lichteinstrahlung ermöglichen.
„Bei uns sind schon die Gebäude Forschungsobjekte“, ist Prof. Dr. Pude ein bisschen stolz. Auch Ackerflächen sind weggefallen. Um alle Bereiche des Pflanzen- und Gartenbaus auf Klein-Altendorf unterbringen zu können, wurden kleinere Flächen hinzugepachtet, und es gibt eine ausgeklügelte Logistik: Der Boden wird in bestimmten Rhythmen alternierend genutzt. Mehr Forschung pro Quadratmeter kann man kaum machen.

Neben der universitären Lehre einschließlich Promotionsprojekten ist der Campus auch als Ausbildungsbetrieb aktiv. Um den Nachwuchs braucht man nicht zu bangen: Zum einen ist Klein-Altendorf für Jung und Alt ein beliebtes Ziel bei Tagen der offenen Tür, zum anderen haben Schüler-Kamerateams bei der Aktion „Zukunft in der Tasche“ der regionale 2010 einen Streifzug durch die  “gärten der technik“ gemacht. Botschaft der so erstellten DVD ist: In  dieser Einrichtung der Universität und ihrer Kooperationspartner FZ Jülich und dem Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) ist alles vom Acker bis zum Labor möglich, man kann Landwirt wie Wissenschaftler werden.

Infrastruktur für Zukunftsprojekte


Mit „AgroHort“ entsteht auf Klein-Altendorf zudem ein so genanntes Science-to-Business Center. Gefördert mit 4,1 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), geht es hier um nachhaltige Energieversorgung und diCKA Übersichte Anpassung an den Klimawandel bei der Produktion von Nahrungspflanzen. So erprobt AgroHort energy das Beheizen des ganzen Campus über eine eigene Biomasseanlage mit nachwachsenden Rohstoffen. Agrohort solar nutzt Sonnenenergie für die Trocknung von Biomasse. Es gibt ein bewegliches Gewächshaus mit Regensensoren, das vor Nässe schützt, und  ein System, das Pflanzen auf Wasser-, Nährstoff- und Pflanzenschutzbedarf scannt. „Diese noch nicht dagewesene Forschungsinfrastruktur ist auch für DFG-Projektanträge der Fakultät wichtig“, sagt Prof. Dr. Pude. Im AgroHort forum soll es Veranstaltungsräume und eine Ausstellung geben, um die Forschungs- und Produktionslandschaft Klein-Altendorf für die Öffentlichkeit begehbar und erlebbar zu machen

Pudes Spezialgebiet im neuen Forschungsbereich Nachwachsende Rohstoffe ist Miscanthus. Diese pro Tag fünf Zentimeter wachsende Grasart bringt höchsten Ertrag bei gleichzeitig geringstem Energie-Input, bindet CO2 und ist ein ausgesprochenes Multitalent: Sie kann in der Bau- wie der Automobil- und Verpackungsbranche, dem Gartenbau und der Heiztechnik genutzt werden. Zum Glück hat der Geschäftsführer, der zwischen Verwaltung, Wissenschaft und Lehre in den Bonner Hörsälen pendelt,  es nicht allzu weit zum Arbeitsplatz. Was macht er in seiner Freizeit? Ralf Pude lacht. „Draußen sein. Zum Beispiel Bäume schneiden: Wir haben einen Obsthof.“  

(UK / FORSCH 2/2010, aktualisiert duch M.Schmid 09.03.2011)


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